Le Mans, 2024

Le Mans liegt im Nordwesten Frankreichs, zwischen Rennes und Orléon und ist v.a. durch seine Motorsportveranstaltungen und das 24-Stunden-Rennen bekannt. Unser Ziel war aber nicht der Sport, sondern die Street Art.

Plein Champ

Seit 2019 findet einmal jährlich, Anfang Juli, das Plein Champ Festival im Park Gué-de-Maulny statt. Außerdem entstehen übers Jahr verteilt immer wieder neue Murals in der Stadt, und im Innenhof des Tessé-Museums werden extra dafür aufgestellte Wände ebenfalls bemalt. Es gibt Musik, Ausstellungen und verschiedenen andere kulturelle Aktivitäten, während des Festivals.

Im Tessé Museum

Case Maclaim, aka Andreas von Chrzanowski, Zabou und Zoer im Park des Museums. Ursprünglich sind die drei Wände im Park Gué-de-Maulny bemalt worden, und müssen dann den Standort gewechselt haben. Alle drei Murals stammen aus dem Jahr 2021.

Transformations Murals

Transformations Murals, so werden die Murals in der Stadt genannt, die unter der Federführung des Plein Champ Festivals entstehen.

2019

Kashink und Romain Froquet im ersten Jahr des Festivals.

2020 bis 2022

Ein weiteres Tranformation Mural: am Ufer der Sarthe, nahe der Pont de Tabacs, liegt ein Gebäudekomplex, der von Jeffroy Héol von 2020 bis 2022 mit Pinsel und Rolle bemalt wurde. Es handelt sich um Darstellungen rund um die Tabakfabrik, die Manufaktur, und das Leben der Arbeitenden in der Fabrik. Ich zeige hier ein paar Detailaufnahmen.

2020 kam das Mural von C215, aka Christian Guémy, hinzu. Es entstand zu Ehren des Schriftstellers und Freiheitskämpfers Antoine de Saint-Exupéry, den wir v.a. durch das kleine Buch „Der kleine Prinz“ kennen.

Kashink besuchte 2020 erneut die Stadt und gestaltete eine weitere lange Mauer.

Stoul und Hydrane haben auch hier wieder einmal zusammen gearbeitet. Sie lassen ihre Formen- und Farbenwelt ineinander verschmelzen. Das Foto zeigt einen Ausschnitt.

2022 kam dieses phantastische Werk von Seth hinzu. Es ist mitten in der Stadt, nahe der Fußgangszone zu finden. Es erstreckt sich über vier Hauswände und den Boden am Ende einer Gasse. Zitat: „Rabbit Hole“ verkörpert den Reichtum eines inneren Universums, das den Raum überflutet. Es stellt die Tür zu einer neuen Welt dar, Alices Kaninchenbau im Wunderland.“

2023

Ich liebe die Arbeiten von Iota und freue mich immer sehr, wenn ich wieder ein Mural von ihr finde (sowie vor einigen Wochen in Brüssel – der Blogbeitrag folgt). Der Titel „Hyperballad“ korrespondiert mit dem gleichnamigen Song der Sängerin Björk.

Parc Gué de Maulny

Im vergangenen Jahr, also 2024 wurden im Park diese Wände bemalt. Ich fange im Westen, nahe der Sarthe – L´Huisne Mündung an: Der Kubus stammt von Mat x zekky, gefolgt von Quetzilla und Kesadi, dem wir im Sommer 2022 in Mulhouse beim Malen an der Le M.U.R. Mulhouse zusehen konnten.

Es folgen die Murals von Claire Courdavault, das wunderschöne von Ekis Gonzalez „Longue Nuit“ und Lia Despas mit „EVOLUTION“.

Östlich des Boulevard, durch eine Unterführung zu erreichen, geht es mit dem größeren Teil des Parks weiter. Am Weg entlang liegen die Murals von Seb Bouchard, den ich von vielen wunderbaren Paste-ups in verschiedenen Städten kenne und Yoldie, aka Alice Schmitt, deren Zeichnungen mir schon häufig v.a. in Paris begegnet sind.

Die nächsten beiden, jeweils auf einer Wand, Vor- und Rückseite, stammen von Manon Painteaux und von Shane. Der Technikverliebte Shane ist eindeutig vom „24 Heures du Mans“ inspiriert. Typisch ist auch die Farbgebung für ihn.

Am Weg, direkt gegenüber, liegt die Wand, die von Arkane, aka Arnaud de Jesus Gonçalves, und von Claire Emond bemalt wurde. Bleibt Claire Emond monochrom und abstrakt mit filigraner Zeichnung, so überzeugt Arkane mit einem Gemälde aus Rot-und Weißtönen, das uns in eine vergangene Zeit oder sogar Epoche zu entführen sucht. Unglaublich schön und: ganz große Kunst, aus meiner Sicht!

Die nächsten zwei Wände zeigen Arbeiten von Lucas Accary und Ziké. Ziké ist inspiriert von Zeichentrickfilmen, Comics und Science-Fiction-Filmen und tritt hier mit viel Humor auf. Er ist Mitglied des Moulin Crew-Kollektivs. Lucas Accary stammt aus Le Mans und setzt sich offensichtlich hier mit anderen Themen auseinander. Er sagt über sich, er sei „Artiste peintre graveur sculpteur“ (Zitat Instgram)

Auf der Rückseite der oben gezeigten Murals befinden sich Arbeiten von Mojito Fraise und Jotapé. Mathilda und Laura, die das Duo Mojito Fraise bilden, stammen aus Le Mans und sind wesentliche Bestandteile des Plein Champ Festivals. Sie setzen sich stark mit feministischen Themen auseinander. Hier geht es ihnen um Vielfalt und die feste Verbindung zwischen Mensch und Natur. Jotapé, der chilenische Wurzeln hat, befaßt sich mit der Stärke des Weiblichen und des Männlichen.

Ein Stück weiter des Weges, treffen ganz verschieden Motive aufeinander. Camille Gendron übt sich in zentralperspektivischer 3-Dimenionalität. Das Mural hat eine besondere Tiefe.

Natos zeigt ein minimalistisches Landschaftsbild und Bouda aka Bouda Nguyen Thi Kieu, die vietnamesische Wurzeln hat, greift das Fussballthema auf.

Besonders ist das liegengebliebene Auto von Graffmatt, der Fan des Recyclings ist und hier eine alte Palette mitverarbeitet. Das verschafft dem Bild eine besondere Räumlichkeit.

Collectoon, oder Toon, oder Juri Lobuиko– dahinter verbirgt sich ein deutscher Künstler, der im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Le Mans und Paderborn, eine Plastik geschaffen hat.

Dem Weg folgend, begegnen einem Kaldea und Willy Bilhoreau. Auf den ersten Blick mögen einem beide Murals sehr widersprüchlich erscheinen, bei genauerem Hinsehen läßt v.a. bei Letzterem die Apokalypse grüßen, wäre da nicht der ausgeprägte Humor, der das Bild begleitet. Im Hintergrund ist mein Fahrrad zu sehen. Es war eine sehr gute Idee, die Stadt mit ihrer Street Art mit dem Rad zu erforschen.

Das nächste Bilderpaar zeigt Arbeiten von Anna Conda und von Primal. Von Anna stammt das Frauenportrait und von Primal das Mural, das wie ein Gemälde daherkommt und aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Ganz groß!

Es folgen drei Murals von Mandioh aka Amanda Arraou-tea, von Marko93 und L´Argo et Marco. Mandioh, die in Berlin lebt, kommt poetisch, bewegend und feministisch daher und ihre Frauenportraits haben häufig mit Wasser zu tun.

Marko93 zeigt ebenfalls ein nicht untypisches Bild für ihn, und das Duo L´Argo et Marco verlegen sich auf die Abstraktion.

Abys, Lady M, aka Emilie Sajot, Kellymiti und Ben Caillous

Bei Abys vereinigen sich Graffiti, Comic und Magie, und Lady M, die wie kaum eine andere mit der Sprühdose umgehen kann, vereinigen sich Formen und Farben.

Kellymiti arbeitet filigran und das Mural wirkt fast wie eine Zeichnung. Das Werk von Ben Caillous erinnert an eine Kinderbuchillustration und kommt mit feinem Humor daher. Da lässt es sich gut picknicken.

Romain Linacero

Romain Linacero nimmt sich einer besonderen Sache an. Im Krieg zwischen der Hamas und Israel versucht der palästinensische Puppenspieler Mahdi Atiya Karera im weit zerstörten Gaza mit Puppentheater den Kindern und Menschen Mut zu machen und das Leben zu erleichtern. Er hat durch den Krieg und die Vertreibung sein Theater verloren, an dem er viele Jahre gearbeitet hat. Auch die Puppen gingen verloren und er baute in den letzten Monaten aus Konservendosen und Müll neue Puppen, um damit die Kinder psychologisch zu unterstützen. Unter Gofundme sammelt er Spendengelder, um seine Arbeit fortführen zu können. Romain gelang es mit Mahdi Kontakt aufzunehmen und so gelangen einige Fotos der neuen Puppen zu ihm und er konnte sie als Vorlage nutzen und auf diese mehrere Meter hohe Wand malen.

Auch das letzte Mural im Park ist sehr imposant. Es stammt von Jonathan Quisse und weist uns auf die Auswirkungen des Klimanwandels hin. Im Internet fand ich vor kurzem ein Foto, das ich hier anfügen möchte. Es wurde Anfang 2025, vermutlich von Etienne Kervella gemacht, und zeigt auf eindrückliche Weise, wie real die Problematik der Erderwärmung und der Anstieg des Meeresspiegels ist. In diesem Fall ist die L´Huisne über die Ufer getreten.

Mitten im Park befindet sich ein sehr großer Kubus, der von allen Seiten bemalt ist. Hier mit Grems und mit Sophie Mess zu sehen.

Titel: Case Maclaim, Detail 48°0’38.106″ N 0°12’12.756″ E

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Camping Tipp: Les Sitelles, 72450 Montfort-le-Gesnois, Campingcarplatz mit Strom und ohne Waschhaus, eine Halbe Autostunde östlich von Le Mans