Gent 2022

Gent sei eine Reise wert, hieß es. Und es gäbe soviel Street Art in Gent, dass es unmöglich wäre, sich alles an einem Tag anzusehen. Dank des Tipps und dem Superblog von Dosenkunst, weiß ich jetzt, das stimmt. Außerdem konnte ich feststellen, dass die anderthalb Tage, die wir uns in Gent herumgetrieben haben, auch nicht ausgereicht haben. Hier kommen also die Bilder von dem ersten Aufenthalt, quasi Gent Nummer 1. Nummer 2 wird dann sicher bei Gelegenheit folgen.

Sorry, not sorry!

Die Stadt Gent unterstützt die Street Art u.a. durch das Festival „Sorry, not sorry“ und auch durch einen Internetauftritt und ebenfalls durch eine Map, die es online und kostenfrei in der Touristeninformation gibt.

Zwischen Houtdok und Grootdok

Beginnen möchte ich mit dem Viertel zwischen den Docks. Auf der Aziëstraat von Westen nach Osten sind einige besondere Murals zu finden. Da ist das Calligraffiti des palästinensischen Künstlers Belal Khaled aus Gaza, das 2019 entstand, und das von Dema direkt daneben. Beide im Auftrag von „Sorry, not Sorry“. Beide Aufnahmen konnte ich leider nur im Gegenlicht machen.

Links daneben befindet sich eine Zusammenarbeit von Han Coussement und Xoep. Beide Artist stammen aus der Gegend und haben ihre Wurzeln im Graffiti.

In die östliche Richtung gehend finden sich mehrere Murals. Vom Sangre del Desierto, einem mexikanischen Kollektiv, stammt dieses, aus diesem Jahr (2022), das schon kurz nach der Fertigstellung einen „Schriftzug“ erhielt:

Direkt um die Ecke hat sich Kymo One in Zusammenarbeit mit DEFO positioniert.

Kleine Wendung nach rechts und den Blick nach oben gerichtet, dann ist eine Kooperation von Lobster Robin (links) und Psoman (rechts) zu sehen. Dieses Mural entstand durch die Unterstützung von Wallin´, die den beiden Artists eine Wand verpasst haben, an der das Mural eine lange Lebensdauer erwartet und es nicht so leicht übersprüht werden kann. Lobster Robin und Psoman haben schon lange auf die Gelegenheit der Zusammenarbeit gewartet und sollen das Mural innerhalb eines Tages fertig gestellt haben.

Wenige Meter entfernt liegt die Chinastraat. Hier gibt´s richtig was auf´s Auge. Leider ist das Foto von dem wunderbaren Mural von Kitsune, aka Jolene De Waele, die in Gent lebt, von geringer Qualität, aber ich wollte es euch trotzdem nicht vorenthalten. Laut Instagram geht es für Kitsune hier darum, „die Bedeutung der Selbstliebe zu entdecken, die über der aller anderen stehe“.

Direkt daneben befindet sich das Mural von Philip Bosman mit dem Titel „Fly Birds Don’t Die“. Er hat eine Zusammenarbeit der Street Art Festivals in Hasselt, das älteste in den Benelux-Ländern, mit dem „Sorry, not sorry“ im Jahr 2019, ermöglicht.

Wenige Schritte entfernt befindet sich das große Mural von Blancbec über der Bar Bricolage. Das Foto habe ich aus etwas größerer Entfernung gemacht.

Auf der anderen Straßenseite befinden sich das Mural von Telmo & Miel und glücklicherweise auch eine weitere monochrome Arbeit von Lucy McLauchlan vom „Sorry, not sorry“ Festival 2017, mit der Erweiterung von ceepil.

Links um die Ecke, in die Australiëstraat, zu gehen, lohnt sich. Neben einigen anderen Murals und Graffiti befinden sich dort noch zwei besondere Arbeiten, wie ich finde, von Super A und von I Am Eelco. Super A, aka Stefan Thelen, nennt sein Bild „The Four Horsemen of the Apocalypse“. Es entstand 2017 im Rahmen des „Sorry, not sorry“ Festivals.

Oude Dokken

Smok, aka Baart Boudewijns, portraitierte hier zwei Bewohner, nämlich „Michel & Laurence“, bzw. Menschen, die einen freiwilligen Service Dienst leisten. Die Entscheidung darüber, wer dargestellt wird, entschieden die betroffenen Menschen selbst. In dieser Reihe gibt es noch zwei weitere Murals.

In Gent gibt es Einiges von Roa zu sehen. Diese kleine Arbeit „Birds Nest“, ist etwas versteckt und entstand in einem Schulprojekt.

Grindbakken

Legale Graffiti Wände, die in stetem Wandel sind. Hier ein paar Fotos u.a. von den unverkennbaren Motiven von Pinkman Stuff.

„OMG! Van Eyck was here“

Gegenüber der romanischen St. Jakob Kirche befindet sich ein wunderbares Mural von Hyuro. Es ist das erste in der Reihe „OMG! Van Eyck was here“, das im August 2019 entstand. Bei dieser Reihe geht es um Kunstwerke im öffentlichen Raum, die vom Genter Altar inspiriert wurden. Einige dieser Murals möchte ich hier zeigen. Hyuro nutzt ihr Mural um durch die dargestellten Blumenmuster auf die botanische Pracht der Altartücher hinzuweisen, und stellt gleichzeitig durch die drei verhüllten Personen einen Bezug zum Umgang der Politik mit den Menschen her, die aus anderen Ländern nach Westeuropa flüchten müssen.

Isaac Cordal, dessen kleine Figuren in vielen europäischen Städten zu finden sind, hat im Rahmen der „OMG! Van Eyck was here“- Reihe, 15 Figuren auf Fensterbänken, über Türen und auf Simsen installiert. Sie geben alle einen Hinweis auf Einsamkeit und Isolation.

In einer kleinen versteckten Gasse befindet sich ein Mural von Francisco Bosoletti, der hier Adam&Eva mit dem Titel „Desencuentro“ darstellt. Das Mural ist vom Genter Altarbild beeinflusst. In der für Bosoletti typischen Art, spielt er mit dem Positiv/Negativ-Effekt. Zur Verdeutlichung haben ich die Umkehrung des Originals hinzugefügt und bitte die Qualität des Fotos zu entschuldigen. Die Sonne schien so schön und warf diesen unvorteilhaften Schatten.

Die MonkeyBird Crew hat sich 2020 mit zwei Murals der Musik und der Instrumente angenommen, die zu der Zeit der Erstellung des Genter Altars eine Rolle spielten. Die Murals liegen sich gegenüber. Auch hier haben mir Licht und Schatten einen Strich durch die Rechnung gemacht.

In der Nähe des Baudeloparks

Südlich des Parks gibt es einige Murals von der HNRX Crew, eines von Klaas Van der Linden, von Nean und eines von Xuas. Klaas Von der Linden hat sich selbst als Fischer portraitiert. „Lost at Sea“. Gent liegt zwar nicht an der Küste, aber es ist durchzogen von zahlreichen Flüssen und Kanälen.

„The Tower“, heißt das Mural von Nean, das die Stadt Gent 2020 in Auftrag gegeben hat. Nean spricht hier das Thema „Häusliche Gewalt“ an und der Schriftzug bedeutet: Sprechen reißt Mauern ein. Hinter dem dargestellten QR-Code versteckt sich ein kleiner sehenswerter Animationsfilm zur Thematik, den die Stadt Gent ins Netz gestellt hat.

Xuas, aka Huascaya, einer der lokalen Artists und MarkOne haben dieses Tor bemalt, als die Kindertageseinrichtung dazu aufgerufen hatte, es zu bemalen. „Sorry, not sorry“ hat daraufhin den beiden Artists den Auftrag erteilt und es kam zu dieser Kooperation.

Ketelvest

Nördlich und am Ufer des Kanals, der aus dem 11. Jahrhundert stammt, entstanden ein paar weiter Fotos. Ein Tsunami Graffiti von Eyes-B, Stencil und Paste-up von Feo Flip und Kalá, und auf einem privaten Parkplatz im Hinterhof zum Wasser hin, Arbeiten von Manyoly, Roa, Resto und Buéthewarrior.

Papegaaistraat

Südlicher der Papegaaistraat, im Zentrum Gents entstanden folgende Fotos:

Das erste Foto zeigt eine Arbeit von Psoman, das 2015 im Rahmen von Miramiro entstand. Der Eisbär rechts oben, hat es als Ausschnitt auf das damalige Plakat der Veranstaltungsreihe geschafft.

Dieses Mural stammt auch von Kitsune, was mich sehr erstaunt hat, weil es aus meiner Sicht gar nicht ihrem Stil entspricht. Wieder was dazu gelernt! Über das Mural ist zu lesen, dass die Anwohnenden gern ein Mural auf ihrer Wand haben wollten und so auf Kitsune stießen. Es trägt den Titel „Hör auf deine Mama, Liebling“, was Jolene an die Aussage ihrer Mutter erinnert. Zu ihrem Mural schreibt sie: „Dies war eine extrem außerhalb meiner Komfortzone liegende Erfahrung. Die Größe, keine Farbe zu verwenden, Farbe statt Spray, die Polizei, die Ärger macht, all das macht meine erste große Wand zu einer, an die ich mich definitiv erinnern werde.“

Graffitistreet

Mitten in der Stadt liegt die Werregarenstraat, die heute auch Graffitistraatje genannt wird. Seit über 20 Jahren wird hier gesprüht was das Zeug hält. Es ist nicht legal, wird aber geduldet und bildet einen Anziehungspunkt für Sprayer und Touristen gleichermaßen.

Moscou

Im südlichen Stadtteil Moscou, das seinen Namen der Präsenz der Russischen Armee Anfang des 19. Jahrhunderts verdankt, habe ich rund um den Nachbarschaftspark „Wijkpark De Porre“ einigen Fotos machen können. Auf der Peter Benoitlaan, östlich des Parks, gibt´s eine lange Mauer mit diversen Murals, u.a. von Xuas. Auch der Eingang zur Feuerwehr wurde von ihm gestaltet.

Innerhalb des Parkes finden sich spannende Murals in Reihenfolge der Darstellung: ceepil mit Xuas, Tom Slambrouck, noch mal Xuas, Nigel Leirens, Lobster Robin, KYMO ONE, ceepil und eine Zusammenarbeit von Xuas mit 7emplo (einmal im Detail). Von all diesen Artists gibt es in der Stadt noch sehr viel mehr zu sehen.

Am Ende des Park fand ich das monochrome Mural von Fred & Waf Alosta und in der dahinterliegenden Heidestraat noch einige Murals, von denen ich hier nur das von Alice Martha zeigen möchte.

Zu guter Letzt kommt noch ein Foto, das ich auf einem Parkplatz gemacht habe. Dieses Auto parkte direkt neben uns. Wenn das kein Glück ist! Es gehört Djoels, die wir aber leider weit und breit nicht entdecken konnten.

Titel: Detailaufnahme von Nean 51°3’28.7964″ N 3°43’53.1264″ E

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1 thoughts on “Gent 2022

  1. Abeth schreibt:

    Muss schon sagen umwerfend, aber toll.

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