Genau genommen waren wir über Silvester in Paris und haben in den fünf Tagen einige Spots besucht. Dieses Mal möchte ich meine Fotos unter bestimmten Blickwinkeln präsentieren. Da wären einmal die Spots, also bestimmte Orte, an denen sich besondere Street Art befindet. Dann gibt es bestimmte Themen, z.B. der Ukraine-Krieg und die Problematiken rund um den Klimawandel. Ich fand diese Themen auf den Straßen präsenter als ich das aus dem Köln/Bonner Raum kenne. Das hat mich sehr erfreut. Ein weiterer Punkt ist die Machart von Street Art, auf die ich einen Schwerpunkt legen möchte.
Fangen wir mit den Spots an. Da wir mit dem Zug in Paris ankamen, bot sich der Besuch des Gleises 36 am Gare du Nord an.
„Quai 36 – Art Résidence“ am Gare du Nord
Im Jahr 2015 wurden 16 Artists eingeladen, die Wände am Gleis 36 des Bahnhofs zu gestalten. Der Einladung sind viele international bekannte Artists gefolgt und ich zeige hier eine kleine Auswahl. In der Reihenfolge der Ansicht ist eine Detailaufnahme des Duos Dourone zu sehen. Es folgt Btoy, aka Andrea Michaelsson aus Spanien, die für ihre Stencils bekannt ist. Pioc PPC ist mit seinem Lieblingsmotiv, dem Wolf, vertreten und Jérôme Mesnager gestaltet nach eigenen Angaben eine Hommage an Fritz Lang für den Film „Metropolis“ und an Charlie Chaplin für „Moderne Zeiten“. Das letzte Foto zeigt in bekannter Art ein typisches Stencil von Jana&JS mit dem Titel „Atempause“.
Tunnel des Tuileries
Der 800 Meter lange Tunnel, der vor einigen Jahren für den Autoverkehr gesperrt wurde, ist seit dem 11. Juli 2022 offiziell zu einer XXL Galerie für Street Art in Paris geworden. Auf der zur Seine gelegenen Seite sind ca. 10 riesig große Murals namhafter Artists entstanden. Die gegenüberliegende Seite wird seit dem ebenfalls besprüht und der Tunnel, der für Fahrradfahrende und Zufußgehende frei gegeben ist, unterliegt einem ständigen Wandel. Hier kommen einige Fotos von Street Art und Graffiti, die mir persönlich besonders gut gefallen. Die Artists in der Reihenfolge wie gezeigt: Claks One, Mathieu 1976, Bruno Mela, Corentin Sauvageart und Yo, ein Graffiti eines mir unbekannten Sprayers, Ërell, Legz, Andrea Ravo Mattoni, Kouka Ntadi mit Twopy, Sifat, Bisk, Mouad Aboulhana, Bault, drei Detailaufnahmen von Akelo, Poulain, Hydrane und ein Mix aus Mark Tomlett, Nash Artworks und Saint Oma. Auf Grund der schwierigen Lichtverhältnisse und mancher wechselnder Scheinwerfer von rot nach blau, ist das Fotografieren im Tunnel des Tuileries eine Herausforderung.
Les Frigos
Im 13. Arrondissement liegt das ehemalige Kühllager an der Rue des Frigos. Das Gebäude ist an kunstschaffende Menschen vermietet und bietet ihnen Arbeits-Wohn-und Lebensraum. Das Innere konnte ich nicht besichtigen, so blieb nur ein Spaziergang um das massive Gebäude herum, bei dem u.a. folgende Aufnahmen entstanden. Die Artists in der Reihenfolge: Demoisellemm, Diane, Akelo, zwei Paste-ups des in Hamburg lebenden Tona und Klaas Lageweg, dessen Arbeiten ich aus Berlin und Leeuwarden kenne, und eine Zusammenarbeit von Jérôme Thomas und K2B mit dem Titel „Repose en paix Kesdo“.
Spot13 und Le Lavo//matik
Kein Besuch in Paris ohne am Spot 13 und an der Lavomatik vorbeizuschauen. Dieses Mal hatten wir wieder das Glück Génia Akoulova, aka Akelo, zu treffen. Sie hatte gerade die vierte Seite ihrer Säule fertig gestellt und die Farbe war noch feucht. Trotz der unwirtlichen Wetterverhältnisse hat sie sich die Zeit genommen, mit uns gemeinsam übers Gelände zu spazieren und uns auch in verschlossene Areale zu führen. Mittlerweile etabliert sich eine Bar unter der Péripherique und das ganze Gelände verändert sich durch fertig werdende Gebäude, Mauern die abgerissen werden, Areale, die nicht mehr frei zugänglich sind und mit Schlössern Neugierige wie uns, fern halten. Die Artists in der gezeigten Reihenfolge: Etienne Cristoffanini Ros, Hektor, Jérôme Mesnager mit Adey im Vordergrund, ein riesiges Mural von KIWI Liberdade Sagrada, der Wal von Sax Artworks, Crey132, und viermal Akelo auf dem freien Gelände. Dass sie auf dem Foto nicht besonders glücklich wirkt, ist wohl den Temperaturen geschuldet, die sie bei stundenlangem Malen ertragen musste. Unterhalb der Lavomatik: Clement Herrmann (fertig?), Mr Byste, Maca Dessine und diverse Arbeiten u.a. von Docteur Bergmann, Carolebcollage, Falco, Kty und RAF urban. An der Treppe zur Lavomatik: Falco und Sp38, Nice Art und Sandrotartist (das Mural ist ca. 2 Meter hoch) und mittlerweile schon wieder übermalt.
Le M.U.R.
Ja und wie es mit dem Spot13 ist, so ist es natürlich auch mit Le M.U.R. Ein Besuch ist obligatorisch. Dieses Mal gibt es eine Arbeit von Babs, aka Freeman Shelby. Babs ist ein Graffiti-Writer, der aus Vitry-sur-Seine stammt und unter vielen Pseudonymen kreativ tätig ist.
Bars
Durch die Instagram Recherche und Hinweise von Akelo erfuhr ich von zwei verschiedenen Bars auf der Rue Mouffetard. Da ist die Bah Loulou, die ich am frühen Abend besuchen konnte als noch keine GästInnen anwesend waren.
Bah Loulou
Eine Auswahl der vertretenen Artists: Loch Stencils, L´empreinte Jo V, Demoisellemm, Clement Herrmann (zweimal), Ardif und Codex Urbanus, und am Tresen noch mal L´empreinte Jo V.
Time Out
Das Time Out liegt in der Rue du Pot de Fer. Es wurde im vergangen Jahr von diversen Artists gestaltet. Die meisten sind in Paris gut bekannt, wie Andrew Wallas mit seinen fotorealistischen Portraits, der Stencil Artist Sebd, Diane, Elgee, Demoisellemm, Akelo, RAF Urban, L´empreinte JO V und Nô. Auf den Fotos von außen sind Falco, Les Poulpeuses, und auf dem letzten Foto L´empreinte JO V und Demoisellemm zu sehen. Es sind noch weitere Artists vertreten, ein Besuch lohnt sich.
Belvédère de Belleville
Diesen Aussichtspunkt mit Panoramablick gönnen wir uns natürlich bei jedem Paris-Besuch. Eine lange Zeit waren die überdachten Säulen von Seth bemalt, bis sie 2019 oder 2020 plötzlich übermalt wurden und andere Stencils und Paste-ups dort auftauchten. Im vergangenen Jahren war Seth dann wieder da und wieder tauchte eine ganze Horde netter Kinder dort auf und tauchte ein, in die farbenfrohen Himmel. Fast so wie vorher.
Stencil bzw. Pochoir
Bei meinem diesjährigen Besuch habe ich ein besonderes Augenmerk auf Pochoirs und Paste-ups gelegt. Pochoirs sind Schablonenarbeiten, die mit einer oder mehreren Schablonen gesprüht werden. Viele der Paste-ups sind in ähnlicher Technik gefertigt. Der große Vorteil der Schablone ist, die vielfache Verwendungsmöglichkeit. Hier zeige ich jetzt diverse Pochoirs und im nächsten Abschnitt Paste-ups. Manche der Fotos sind an den oben gezeigten Spots entstanden und manche an anderen Orten. Es geht los mit Falco, Akiza, Smile Boulder, Adey, Bero, Ender, RNST, Vale Stencils aka Valérian, L´empreinte Jo V und Miss.Tic, Kelu abstract, ArtMakeOneRight, Kusek, Jef Aérosol, noch mal Falco, Ugo, Sufyr, Kelu abstract, LadyBug, Bero, VKM, Valérian mit „Trapped“ und dem Kleinen Prinzen, ArtMakeOneRight, Valérian, MS Béja, Ko, RNST mit Backtothestreet und ein mir unbekannter Artist mit einem „Familien-Stencil“.
Paste-ups
Mein besonderes Interesse gilt den Paste-ups und ich entdeckte in Paris wieder sehr interessante Arbeiten. Ich freue mich auch immer, wenn ich Gekleistertes von Freunden und Bekannten aus Deutschland finde. Das große Paste-up von Murmurstreet und Philippe Hérard habe ich gezielt gesucht und es wurden einige Kilometer zurückgelegt bis wir es dann glücklicherweise in der Rue des Cascades fanden. Fotos von folgenden Artists sind zu sehen: Luvol, Eugene Barricade, Bootros Bootleg, Nebuleuz, William Njo, Docteur Bergmann, Delphine Delas, die ich bis dahin nicht kannte, C3 und Aydar. Die Portraits von Aydar sind mittlerweile nicht mehr nur auf Papier sondern auf festerem dickerem Material gearbeitet. William Njo, Wall.lilo, LT66, D7606, Kusek, Seb Bouchard, Jinks Kunst, CIV, Grünnif, Le Monde D´Arwen, Emmanuel Tissandier, Docteur Bergmann und TZIgrafik mit Antikriegsthematik an der Lavomatik, VKM und SP38.
Es ist zu merken, ich konnte mich für diesen Blogbeitrag nicht reduzieren. Es geht mit Beton Spiriti und C+S weiter. Dann Zacharie Bodson aus Lille und Philippe Vignal, dem ich einmal zufällig beim Kleben zusehen konnte. Es folgen drei seiLeise, Docteur Bergmann, FKDL, 13_bis und das große Paste-up von Murmurstreet und Hérard, von dem ich oben bereits berichtet habe. Artiste inconnue und Artiste Plume, Plume arts und die beiden Damen aus Berlin: StickermaidBerlin und so.schön.immer.wieder. Es folgen vier Fotos von Akelo, wovon drei mit Lidi.a gemeinsam gestaltet sind. 18emedesigne und Les mures ont des Oreilles. Zwei Arbeiten zum Thema Frau-Leben-Freiheit von LeDieSis und Kalá, das auf den Kampf der iranischen Freiheitsbewegung hinweist. Weitere Kalás, aka Kalaa_baar und erfreulicherweise habe ich mal wieder einen Blub gefunden.
Mosaik
Invader ist natürlich ein Muss in Paris. Beim nächsten Mal werde ich mir den Spaß machen und in der Flashinvaders-App auf meinem Handy auf Punktejagd gehen. Erfreulicherweise entdeckte ich auch ein Mosaik von Ememem.
Angriffskrieg auf die Ukraine
Dieses Thema, das das Leid, das durch den russischen Angriff auf die Ukraine entsteht, fand ich in verschiedenen Formen und an vielen Orten künstlerisch verarbeitet wieder. Hier sind Arbeiten von C215, Clement Herrmann und Seth zu sehen.
Murals
Es folgen ein paar Murals von Primal, Oji, Seth, Jessy Monlouis Doudoustyle, Ensemblereel, Jérôme Mesnager und „Nadia“ von Clement Herrmann.
Tierisches
Es ist kaum zu fassen wie viele Tiere sich in Paris herumtreiben! Arbeiten von Industrie.tarte, Le Loup, Metraeda, Mathieu 1976, Mr Byste, The End of Animals mit Talmé, Onushka, Le long, Paddywagon und Docteur Bergmann mit seinen Spinnen, die in der ganzen Stadt zu finden sind. Der Wüstenfuchs (Detail) ebenfalls von Herrn Bergmann und EZP bilden das Ende der tierischen Begegnungen.
Titel: Le DieSis 48°51’34.55″ N 2°21’16.07″ E
Zur besseren Orientierung folgt hier noch die Karte: