Die kleine Hansestadt Deventer hat schönes niederländisches Flair zu bieten und eine Menge Street Art. Das Projekt „Street Art Streets“, das v.a. von Egbert Scheffer und Mano Scherpbier voran getrieben wird, erweitert die stetige Anzahl an Murals. Das Ziel sind 50 Wandgemälde zu schaffen, verteilt in der ganzen Stadt.
Muren & Buren
Rund um das kleine Viertel zwischen Tjoenerstraat und Averlostraat „Sluiswijk“ befinden sich 10 Murals. Zwei davon beziehen sich auf die ehemalige Keksfabrik „Sluis“. Sie stammen von Shortlife, aka Peter Kortleve und von HEDOF. Beim letzteren erscheint nicht nur der Keks, sondern auch das ehemalige Bäckereimaskottchen mit Teigrolle und Gebäck.
Als die Bewohnenden des Viertels befragt wurden, welche Motive sie gern auf den Hauswänden hätten, votierten sie für Tiere und auch für Sternzeichen. Daraus entwickelte Dopie das Tierkreiszeichen des Steinbocks. Der Steinbock ist nicht nur das Symbol für Entschlossenheit, Mut und Ehrgeiz, sondern soll auch das Sternzeichen der Hausbewohnerin und des Künstlers sein.
Wie sehr mag ich die Arbeiten des niederländischen Duos Pipsqueak, die sich mit ihrem Mural auch auf die Wünsche der Nachbarschaft eingelassen haben. Es geht um Superheldinnen, Spiderman und grüne Ninjas. Als wir dort herumstrolchten, habe ich genau diese Kids gesehen, und die etwas ratlose Mutter, die vergebens lautstark nach ihrem Sohn rief. Vermutlich war er einer der Kids, die wir um die Ecke mit ihren Rädern sahen, kaum älter als sechs. Das Mural trägt den Titel: “Hide fox, and all after” und stammt aus dem Jahr 2022.
Die Nachbarschaft wünschte sich ein Mural mit einem Adler. Das bezieht sich auf das ortsansässige Fussballstadion „De Adelaarshorst“ mit seinem Heimatverein, den „Go Ahead Eagles Deventer“. Und zur Freude der Nachbarschaft zog direkt daneben auch noch ein Schmetterling ein. DZIA war hier am Werk.
Nicky Nahafahik kam dem Wunsch einer Bewohnerin des Viertels nach, und malte mit Hilfe der Kids in der Nachbarschaft einen Panther in entspannter Haltung. Der Titel: „Calm saves the day“.
„Wie man Wandblumen züchtet“ heißt dieses Mural. Es entstammt dem Wunsch nach sauberer Umwelt, gesunden Nahrungsmitteln, Frieden und Freude- ein Stück Flower Power. Geschaffen von Timber Sommerdijk mit einem Augenzwinkern an das hundeverliebte Viertel.
Die Liebe zum Motorsport greift ZenkOne hier mit seinem Mural „Der Mechaniker“ auf.
„Always spring in Sluiwijk“, titelt das Mural von Joost Zwanenburg, in Anspielung auf eine Blumenliebhaberin aus diesem Viertel. Die beiden Meisen symbolisieren ihre Töchter, die mit Vorliebe mit Straßenkreide das Viertel verschönern. Hier tun sie es mit Blumenschmuck. Auch auf diesem Bild findet sich das Kekssymbol wieder, wie auf einigen der anderen Murals auch.
Das letzte Mural, geschaffen von Nina Valkhoff, spielt auf die im Viertel lebenden Aras an, die sich hier großer Beliebtheit erfreuen sollen.
Music & Murals
Studio Giftig hat hier mit dem Musiker Snelle zusammengearbeitet. Das Mural bezieht sich auf den Text in seinem Song „Kleur“. Und irgendwie hat es auch mit Regenbogeneis zu tun.
Im Zentrum
Das erste Mural zeigt ein mittelalterliches Motiv, das die Geschichte der Hansestadt darstellen kann. Die Frau trägt mit ihrem Sohn lokale Spezialitäten, wie den typischen Deventer Kuchen und Stockfisch, zum Markt. Einen Hinweis auf die heutige Zeit ist z.B. im Schal des Jungen zu finden, der die Farben des örtlichen Fussballvereins trägt. Das Mural im Stadtzentrum stammt aus dem Jahr 2022 und wurde von De strakke Hand gemalt.
Das zweite Foto zeigt ein Mural von Joren Joshua, der aus Rotterdam stammt. Er bezieht sich ebenfalls auf die Geschichte der Stadt und legt den Schwerpunkt auf die Arbeit im Hafen. Er spielt ebenfalls mit den Farben des Fußballclubs, Rot-Gelb, und auch des Stadtwappens, Rot-Weiß. Das Mural entstand im April 2019 anlässlich des 1250 jährigen Bestehens der Stadt Deventer im Jahr 2018. Das Haus mit dem Mural lag im April 2024 inmitten einer großen Baustelle. Hoffentlich wird es nicht abgerissen oder zugebaut.
Gomad
2020, in einer Zeit, als auf Grund der Pandemie das öffentliche Leben zum Stillstand kam, entstand dieses Mural von Gomad. Der mit Flora und Fauna umgebene Poet J. Dèrjac, aka Adwaita, wird hier im Hof von Adwaita geehrt. Das Mural entstand unter anderem auch durch die Zusammenarbeit mit StreetArtStreets und der Gemeinde Deventer.
Nördliches Zentrum
In dem Mural „Last Dance“ von Tymon de Laat geht es um das Thema Gentrifizierung. Er stellt hier eine uruguayische Gouchotänzerin dar, die wie die Menschen im Ludgerusviertel wegziehen muss, um dem Umbau in neue Wohnungen zu weichen. Sie tanzt, ist in Bewegung, genau wie die Menschen des Viertels. Ihr Heiligenschein ist dem Symbol des heiligen Lugerus entliehen, dem Namensgeber des Viertels, und sie trägt die Farben der Stadt, Rot-Weiß.
Auch in diesem Bild geht es um den Wandel im Viertel. Vom Gartenschlauch bis zum Suppenlöffel, alles in diesem Bild hat einen Bezug zum Viertel und seinen Bewohnenden. Der Titel „Temporary“, den Gijs Vanhee für sein Gemälde wählte, weist auf die Vergänglichkeit und die Veränderung hin.
Ein weiteres Mural, das der Verwandlung des Viertels Rechnung trägt. Es stammt von dem serbischen Artist, der sich Artez nennt und trägt den Titel „Moving Residents“. Hier im Viertel werden 256 Häuser abgerissen, voraussichtlich 2025 und es entstehen ca. 450 neue nachhaltig gebaute Häuser, und die Menschen können, wenn sie es bezahlen können, voraussichtlich 2027 zurückkehren. Einhergehend mit dem Abriss und der Umgestaltung des Viertels, es besteht große Wohnungsnot in der Stadt, hat das Ganze natürlich auch viel mit Verlust des Alten, Vertrauten und Bekannten zu tun.
Und wenn die Häuser weg sind, sind auch die Murals weg. Wer sie also sehen möchte, nix wie hin-Deventer ist sehr schön und lohnt sich zu besuchen.
Am Haven
Das Havenkwartier ist ein spannendes Viertel mit allerlei Street Art. Wir haben u.a. was von Kasper Jongejan gefunden, den Schipper von Egbert.EGD und ein Mural von I AM EELCO.
Titel: Egbert.EGD 52°14’47.5342″ N 6°10’10.3569″ E
„Wer ist Egbert.EGD?
Egbert Scheffer ist Unternehmer im kreativen Bereich.
Er ist Tape Artist und Schablonenkünstler. Zusammen mit seiner Frau Laurien Mink besitzt er PUNT, einen kreativen Veranstaltungsort und Café am Hafen im Havenkwartier in Deventer. Zusammen mit Mano Scherpbier ist er Initiator der Street Art Streets Foundation . Er moderiert außerdem 5 Podcast-Shows ; Podcast.EGD, PUNTKast, BoekenGasten, Street Art Streets in Deventer und LOScast und Organisator des Podcast-Events PodcasterstLIVE @ PUNT“ (Zitat https://www.egbertegd.nl/)