Heerlen

Von Bonn nach Heerlen ist es nicht weit. Da lohnt sich ein Tagesausflug und vor Ort ist es gut ein Fahrrad zu haben. Die Murals sind im Ort großzügig verteilt. Über 100 soll es geben, aber ich befürchte, die haben wir nicht alle gesehen. Oder?

Kohle

Anfang des 20. Jahrhunderts begann in Heerlen der Steinkohleabbau. Dies prägte die Stadt, die durch die Industrialisierung zur Großstadt wurde. Als in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts das Ende des Kohleabbaus erreicht war, und die niederländische Regierung günstigere Kohle aus dem Ausland importierte, bedeutete das für die Stadt einen enormen Verlust. Viele Arbeitsplätze fielen weg und die Stadt hatte Mühe ihren Standard zu erhalten. Die Kohlekrise spiegelte sich auch in der Street Art wider. So entstand ein besonderes Projekt.

„Regrowth Degrowth“ und XXLGalery Heerlen

Von 2017 bis 2020 entstanden in dem Stadtviertel Heerlerbaan, im Rahmen eines Street Art Projektes, acht Murals. Mittlerweile sind es fast 10. Das Projekt „Regrowth Degrowth“ wurde von Rafael Schacter kuratiert und befasste sich mit dem Thema der Veränderung in der Region und einer neuen Identifizierung und dem Wohlergehen der Stadt. Durch die Street Art sollten bestimmte Stadtviertel aufgewertet werden.

In Heerlerbaan gibt es fünf 14-stöckigen Wohnhäuser, die jeweils auf ihren Kopfseiten große Murals zu bieten haben. Die eingeladenen KünstlerInnen waren die amerikanischen Künstlerinnen Morgan Blair und Maya Hayuk, Isaac Tin Wei Lin ebenfalls aus den USA, Aryz, der in Barcelona lebt, Iman Raad aus dem Iran und Hyuro, die aus Argentinien stammt. Ebenfalls dabei war Madelon Vriesendorp aus den Niederlanden.

Das Projekt wurde von der Stichting Street Art, einer gemeinnützigen Stiftung aus Heerlen, initiiert und durchgeführt. Das Projekt verwaltete der Heerlener Künstler Lars Ickenroth.

Hendrik Beikirch

2014 war bereits am Ort das imposante Mural von Hendrik Beikirch entstanden, das den Titel East Harbor „perseverance“ trägt.

Isaac Tin Weil Lin und Hyuro

Die nächsten beiden Murals kamen 2018 hinzu. Eines stammt von Isaac Tin Weil Lin. Er soll 21 Tage für die Fertigstellung benötigt haben und es sei vollständig mit dem Pinsel gemalt worden. Isaac soll Hilfe von der Künstlerin Amber Delahaye aus Heerlen gehabt haben. Zur gleichen Zeit malte auch die großartige Hyuro. Ihr Bild trägt den Namen „Repair“ und bezieht sich auf die japanische Kunstform Kintsugi, eine Reparaturmethode für Porzellan. Es ist hier als Metapher zu verstehen. Die Farbe Gold, mit der die zerbrochene Vase geflickt wird, kann symbolisch für Stärke stehen.

Morgan Blair und Aryz

2019 waren Morgan Blair und Aryz in der Peter Schunckstraat tätig. Das farbenprächtige Mural von Morgan Blair, eine der weltweit bekannten Female Artists, die in Brooklyn lebt und sich neben ihrer Ateliertätigkeit u.a. auch an 40 Meter hohe Wände wagt. Auf Instagram postete sie stolz ein Foto, auf dem sie mit ihren Eltern vor dem gelungenen Kunstwerk posiert.

Von Aryz habe ich gelesen, er habe einige Schwierigkeiten bei der Erstellung des Murals gehabt, konnte diese aber meistern und ein weiteres seiner großartigen Werk konnte entstehen. Charakteristisch für seinen Stil ist die meist leicht schmutzig und matt bis blass wirkende Farbgebung, die ursprünglich auf die Farben zurückgehen soll, die Aryz zu Beginn seines Schaffens benutzen musste. Anfangs standen ihm vorwiegend alte und bereits abgelaufene Farben zur Verfügung, so heißt es.

Eltono und Madelon Vriesendorp

Im Jahr 2020 wurden Madelon Vriesendorp und Eltono für weitere Murals eingeladen. Eltono schuf ein Mural mit dem Titel „Modo n.°39“. Dazetwo, ein aktiver Künstler in Heerlen, hat ihn dabei tatkräftig unterstützt. Nachdem er die leere Wand gesichtet und vermessen hat, orientierte Eltono sich an den 130 Wohnungen, die im Block bewohnt sind. Er ging von Tür zu Tür und die BewohnerInnen konnten sich die Formgebung der einzelnen 130 Teile selbst auswählen. Diese Partizipation war dem Künstler sehr wichtig. Unter dem Motto „Regrowth Degrowth“ war dies das 5. Mural.

Madelon Vriesendorp schuf den Entwurf für das Mural, mit dem Titel „The Whispering Game –“. Die 75 jährige, die lange in den Niederlanden gelebt hat und nun in London wohnt, konnte auf Grund des Lockdowns 2020 in der Corona-Pandemie nicht selbst nach Heerlen reisen. Die Artists Amber Delahye und Dazetwo haben ihren Entwurf an der Wand umgesetzt.

Iman Raad und Maya Hayuk

Auch beim 9. Mural von Iman Raad im Jahr 2021 gab es Probleme. Das Wetter war so schlecht, dass er nach einer Woche sein Werk unfertig zurücklassen musste. Der Heerlener Künstler Lars Ickenroth konnte nach Raads Anweisungen die letzten Farbausmalungen durchführen und es in der folgenden Woche fertig stellen.

Im Sommer 2021 kam ein weiteres Mural hinzu. Dieses Mal war es wieder eine Frau, Maya Hayuk, die ein weiteres großes Wandbild schaffte. Für mich ist das ein großes Glück, weil ich ein echter Fan ihrer Arbeiten bin. Maya liebt die Symmetrie und auch dieses Wandbild folgt ihrem Motto der „perfekten Unvollkommenheit“. Sie soll dafür knapp 6 Tage gebraucht haben.

Cultura Nova 2008

Zur Eröffnung des Festivals waren Os Gémeos eingeladen. Die Arbeit heißt „L´etranger“.

Hendrik Beikirch

2011 war Hendrik das erste Mal in Heerlen. Nach längerem Suchen fand ich eines seiner typischen älteren Arbeiten. Der Schriftzug lautet „You only get what you give away“.

Heerlen Murals 2013

Vincent Lancee und Dave de Leeuw, beide aus den Niederlanden stammend, starteten ein Projekt an der Tichelbeekstraat. Sie luden Kinder aus einer nahegelegenen Grundschule ein und diese durften mit Farbe gefüllte Weihnachtskugeln an die Wand werfen. Daraus konzipierten die beiden Künstler ein Mural, dass die gesamt Unterführung ausfüllte. Hier eine Detailaufnahme.

Im selben Jahr wurde Faith47 aus Südafrika eingeladen und sie nannte ihr Mural “Alas! how pitiful”. Das Mural von Collin van der Sluijs erinnert etwas an die 80er Jahre, des letzten Jahrhunderts.

Im Gedenken an den ehemaligen Bewohner des Viertels, Remi Vervloet, der 2012 gestorben war, malten Dave de Leeuw, Vincent Lancee, N´tan und Hans Keuls dieses Wandbild und wollten damit konfrontieren und für Spannung sorgen. Ich würde sagen, das ist gelungen.

Heerlen Murals 2014

Zu den sieben Murals, die 2014 entstanden gehört auch das bereits oben gezeigte von Hendrik Beikirch. Super A trug mit seiner „Piñata“ zum Stadtbild bei. Case Maclaim mit „A Miracle Elixir“ und Stohead mit „Here now“ waren auch dabei. Inti schuf ein Wandgemälde, das wie immer an die südamerikanische Kultur denken läßt. Es trägt den Titel „Creed“. Das große Mural von Cyrcle mit dem Titel „Struggle“ deutet auf dem Kampf hin, den die Stadt gegen ihren Untergang (Verlust des Steinkohleabbaus und stark aufkommende Drogenprobleme) vollführt und aus dem sie siegreich hervor gehen sollte.

Transition in Color 2015

Von den 10 Murals, die 2015 in Auftrag gegeben wurden, habe ich nicht alle gefunden. Das erste stammt von Eelco „Virus“ van den Berg und bei dem zweiten Bild ist zu sehen, dass die Sonne einem manchmal echte Probleme bereiten kann. Das ist der Nachteil von einer Tagestour, da ist das Licht wie es ist. Das Gelb/Schwarze Mural von Mr. June bezieht sich in der Farbwahl auf die Trikots des lokalen Fußballvereins. Das letzte Foto zeigt die Arbeit von Christian Riffel, der es „Gedanken in Bewegung“ betitelte.

Dourone, der aus Spanien stammt, titelt sein Mural „Diversity“.

Im selben Jahr waren Telmo&Miel in Heerlen. Ihr Beitrag: „Glove Stories“.

Am etwas außerhalb liegenden Krankenhaus malte Dave de Leeuw diese beiden Bilder mit den Titeln „Cut“ und „Back on Track“.

2016

Im Jahr 2016 kam eine Vielzahl an interessanten Murals hinzu. Leider fehlt mir hier das eine oder andere, oder vielleicht gibt es auch nicht mehr alle. Fündig wurde ich glücklicherweise bei Dzia, dessen neugieriger Fuchs mit einem Schmetterling Kontakt aufnimmt. Dave de Leeuw und Vincent Lancee nahmen sich der Wand an den Bahngleisen an. Aryz war schon 2016 in Heerlen und das Mural titelt „Collaps“. Von Bier&Brood stammt „Synthesis“, ganz in Schwarz/Weiß gehalten. Die Antwerpener Künstler Joachim und K.Shit sind ebenfalls vertreten.

Koala
Fish „Green over gold“

Im selben Jahr kam Hendrik Beikirch nach Brunssum. Das liegt etwas nördlich von Heerlen. „Vladislav“ stammt aus dem „Sibirien Projekt“ von Beikirch.

2017

„Myrthe Bolt“ ein Model, dass von JDL Street Art, Judith de Leeuw, an die Wand des House of Colours, gemalt wurde. Myrthe hat Verbindungen zur Rock Agency, die sich im Haus befindet.

Von Gaia, einem Artist aus den USA stammen diese Murals, die alle an gegenüberliegenden Häusern angebracht sind. Die Geschichte der Niederlande spiegelt sich hier wider.





2018

Levalet war in Heerlen. Zu Bedenken ist, dass seine Arbeiten Paste-ups sind und nur mit Kleister auf die Wand gebracht wurden. Leider konnte ich nur noch Reste fotografieren. Offensichtlich waren Socken in die Suppe geraten!

Am Kino entstand im selben Jahr ein Mural von PichAvo „Orpheus“.

Dazetwo hat hier mit Ivan Sand zusammengearbeitet.

2019

Mademoiselle Maurice mit ihren farbenfrohen Kollagen war in diesem Jahr in Heerlen. Origami aus Metall.

2021

„Watching upon us“, von 3TTman ist hier auf dem Foto nur im Detail zu sehen. Auf dem 2. Bild findet sich eine Zusammenarbeit von Dazetwo, na klar, ZUKO_75 und Kledders. Das untere Bild zeigt einen Teil des Murals, das ebenfalls am Kino, mitten in der City prangt. Es findet Anlehnung an die Filmklassiker „Quo Vadis“ und „Gladiator“. Es ist eine Zusammenarbeit von Studio Giftig, Yasja Ligtelijn und James Jetlag.

Boa Mistura

2017 begann ein Projekt, das 2021 fertig gestellt wurde. Es handelt sich um den größten Urban Art Komplex in Europa, bei dem die BewohnerInnen des Viertels „Aurora“ teilhatten. Auf einer der Seiten, hier links hinter dem Baum versteckt, steht folgendes: „Im Herzen jedes Winters wohnt ein zitternder Frühling“. Der Text stammt aus einem Brief von Khalil Gibran.

Der Schriftzug „Heerlen“ wurde Yasja Ligtelijn gestaltet und im Hintergrund ist das Mural von Inti zu sehen.

Dazetwo

Die Krähenvögel von Dazetwo sind überall im Ort zu finden. Sei es als Graffiti, als Paste-up, oder als Skulptur. Häufig sind es lustige Gesellen, die mit etwas Ironie daher kommen.

Jaune

Last but noch Least, die phantastischen Stencils von Jaune. Leider habe ich nur noch diese beiden gefunden. Vermutlich gibt es aber mehr davon.

Wall of Fame

Aryz, Stohead und Does haben es sich nicht nehmen lassen und haben sich an der Wall of Fame verewigt. Glücklicherweise bisher nicht übersprüht, würde ich sagen.

Dies und Das

und es sei nicht zu vergessen: Bauwagen von Dave de Leeuw und Nash bemalt, ein Paste-up von Didson, ein Mural von Yasja Ligtelijn und ein weiteres Grafitti von Nash.

Es gibt im Netz diverse Maps zur Street Art in Heerlen, deshalb verzichte ich auf eine eigene und verlinke lieber diese hier, und diese.